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Zusammenhang zwischen ADHS-Diagnose- und Medikationsprävalenzen und dem Einschulungsalter - Teil 2

Versorgungsatlas-Bericht Nr. 15/11

Internationale Studien haben für einige europäische Länder sowie für Kanada und die USA einen Zusammenhang zwischen Diagnose und Medikation der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und dem Geburtsmonat aufgezeigt. Die Geburtsmonatsunterschiede treten insbesondere zwischen Monaten vor und nach Einschulungsstichtagen auf, sodass der Zusammenhang als Effekt des relativen Einschulungsalters bzw. der relativen Altersposition von Kindern in ihrem Klassenverband interpretiert wird. Für Deutschland, das bevölkerungsreichste europäische Land, wurde der Zusammenhang bislang nicht systematisch untersucht. Dabei ist Deutschland für eine solche Analyse besonders interessant, da 8 von 16 Bundesländern seit 2003 die Einschulungsstichtage verschoben haben, wodurch Variation in der Zuordnung zwischen Geburtsmonat und relativer Altersposition in der Klasse entsteht. Die Analyse der Situation in Deutschland eignet sich sehr gut, da sich regionale Variation in den Effekten des Geburtsmonats in Bezug zu regionaler Variation potentieller Einflussfaktoren setzen lässt.

Betrachtet werden Unterschiede in Diagnose- und Medikationsprävalenzen zwischen Geburtsmonaten, die direkt vor und nach dem jeweils zum Einschulungszeitpunkt relevanten Einschulungsstichtag liegen. Diese Unterschiede zwischen um die Stichtage liegenden Geburtsmonaten werden als Effekte der Altersposition im Klassenverband interpretiert. Der Zusammenhang zwischen Geburtsmonat und Altersposition ergibt sich, da Kinder, die im Monat vor einem Stichtag geboren sind, tendenziell zu den jüngsten in ihrer Klassenstufe gehören, während Kinder, die einen Monat später geboren sind, zu den ältesten in der darauffolgenden Klasse zählen.

Die ADHS-Diagnoseprävalenz in Deutschland ist im Mittel um einen Prozentpunkt höher für Kinder, die im Monat direkt vor dem in ihrem Bundesland und Einschulungsjahr relevanten Einschulungsstichtag geboren sind, verglichen mit Kindern, die im darauffolgenden Monat Geburtstag haben. Die Medikationsprävalenzen unterscheiden sich im Mittel um etwa 0,8 Prozentpunkte. In Bezug auf eine mittlere ADHS-Diagnose-Prävalenz von 4,8% und eine mittlere Medikationsprävalenz von 3,8% in der betrachteten Altersgruppe handelt es sich hierbei um Zusammenhänge bedeutender Höhe. Sprünge in den ADHS-Prävalenzen zeigen sich für beide Geschlechter und alle beobachteten Einschulungsstichtage.

Bericht

Pressemitteilung

Schlagwörter (Keywords): ADHS, Arzneiverordnung, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, Diagnose, Einschulungsalter, Prävalenz, Therapie

Zitierweise des Berichts vom 11.08.2015
Wuppermann A, Schwandt H, Hering R, Schulz M, Bätzing-Feigenbaum J. Zusammenhang zwischen ADHS-Diagnose- und Medikationsprävalenzen und dem Einschulungsalter - Teil 2. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 15/11. Berlin 2015. URL: https://doi.org/10.20364/VA-15.11