11.05.2020
Für das Pandemie-Management soll nach Beschlusslage des Bundes und der Länder vom 6. Mai 2020 künftig stärker auf das Infektionsgeschehen auf Kreisebene fokussiert werden. Hierfür kann die Bestimmung des Bevölkerungsanteils mit besonderer Gefährdungslage einen Beitrag liefern. Die Studienlage zum Verlauf der COVID-19-Krankheit zeigt, dass Patientinnen und Patienten mit mindestens drei Vorerkrankungen im Alter ab 80 Jahren potenziell das höchste Risiko für einen schweren Verlauf haben. Aber auch Menschen mit mindestens einer Vorerkrankung weisen in diesem Alter bereits ein signifikant hohes Risiko für einen schweren Erkrankungsverlauf auf – ebenso wie jene im Altersbereich zwischen 60 und 79 Jahren mit mindestens drei Vorerkrankungen.
In einer Versorgungsatlas-Studie hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) deshalb regionale Risikoprofile untersucht. Die Bevölkerungsanteile mit mindestens einer Vorerkrankung sind abhängig vom Alter und liegen im Bundesdurchschnitt zwischen 3,6 Prozent bei den 15- bis 34-Jährigen und 80,3 Prozent im Alter ab 80 Jahren. Bei mindestens drei Vorerkrankungen bewegt sich der Anteil zwischen 0,7 Prozent im Alter 35 bis 59 Jahre und 12,6 Prozent im Alter ab 80 Jahren. Regional variiert der Anteil deutlich und liegt beispielsweise bei mindestens einer Vorerkrankung im jüngsten untersuchten Alterssegment von 15 bis 34 Jahren zwischen 2,6 und 6,5 Prozent, im Alter 35 bis 59 Jahre zwischen 20,1 und 37,7 Prozent, im Alter 60 bis 79 Jahre zwischen 57,6 Prozent und 77,5 Prozent sowie ab 80 Jahre zwischen 69,7 und 89,2 Prozent.
Die Anzahl der von der gesetzlich versicherten Population auf die Gesamtbevölkerung hochgerechneten Personen mit mindestens einer Erkrankung bzw. mindesten drei Vorerkrankungen mit erhöhtem Risiko für schweren COVID-19-Verlauf und die entsprechenden Prävalenzwerte auf Kreisebene finden sich im interaktiven Teil des Versorgungsatlas unter www.versorgungsatlas.de.
Die Versorgungsatlas-Studie wurde heute in Berlin veröffentlicht, nachdem die Kassenärztlichen Vereinigungen die Daten im Laufe der Pandemie bereits zu Zwecken der Versorgungsplanung genutzt hatten. Neben der Hypertonie, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus (Typ 1 und 2) und der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sind angeborene und erworbene Erkrankungen mit eingeschränkter Immunantwort als für das Risikoprofil von schweren COVID-19-Verläufen relevante Vorerkrankungen berücksichtigt worden.
Die Studie wurde auf Grundlage bundesweiter pseudonymisierter, krankenkassenübergreifender vertragsärztlicher Abrechnungsdaten gemäß § 295 SGB V des Jahres 2018 erarbeitet. Neben soziodemografischen Merkmalen der Patienten wie Alter, Geschlecht und Wohnort beinhalten diese Daten unter anderem Angaben zu abgerechneten ärztlichen Leistungen und Diagnosen als auch über arztbezogene Merkmale wie Fachgruppe und Praxisstandort.
Weitere Informationen
Bätzing J, Holstiege J, Hering R, Akmatov MK, Steffen A, Dammertz L, Czihal T, von Stillfried D. Häufigkeiten von Vorerkrankungen mit erhöhtem Risiko für einen schwerwiegenden klinischen Verlauf von COVID-19 – Eine Analyse kleinräumiger Risikoprofile in der deutschen Bevölkerung. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 20/05. Berlin 2020. DOI: 10.20364/VA-20.05
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Der Versorgungsatlas ist ein Angebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi). Der Versorgungsatlas stellt Informationen aus der medizinischen Versorgungsforschung bereit. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Untersuchung und kartografischen Darstellung regionaler Unterschiede. Dadurch sollen Verbesserungen der Gesundheitsversorgung in den Regionen angeregt und gefördert werden.
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