Versorgungsatlas

Wissenschaftspreis „Regionalisierte Versorgungsforschung“ 2016: Impfschutz von Rheumapatienten und Zugang zur gynäkologischen Versorgung

25.01.2017

„Die Versorgungsforschung will wissen, welche Medizin beim Patienten ankommt“, sagt Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung. Die Analysen geben uns wertvolle Hinweise, wie wir die medizinische Versorgung von Patienten verbessern können.“ Der seit 2012 jährlich ausgeschriebene Wissenschaftspreis „Regionalisierte Versorgungsforschung“ soll diese Forschung in Deutschland weiter fördern.

Der Preis 2016, der am 25. Januar 2017 verliehen wird, geht jeweils zur Hälfte an ein fünfköpfiges Autorenteam um Andres Luque Ramos vom Department für Versorgungsforschung der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg sowie an Dr. Jan Bauer und Prof. Dr. David A. Groneberg vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Beide Studien wurden 2016 bereits in Fachzeitschriften veröffentlicht.

Das Forscherteam um Andres Luque Ramos hat den Impfschutz gegen Influenza und Lungenentzündung von Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis überprüft, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Dazu werteten die Forscher Abrechnungsdaten der Barmer GEK von 2009 bis 2013  aus. Die Studie mit über 100.000 Patienten belegt, dass Rheumakranke häufiger geimpft werden als gesunde Kontrollpersonen. Gegen Influenza waren 41 Prozent der Rheumatiker geschützt, aber nur 32 Prozent der Kontrollpersonen. 15 Prozent der Rheumapatienten und 10 Prozent der Kontrollen waren gegen Pneumokokken geimpft.  Generell waren die Impfquoten in den neuen Bundesländern höher als in den alten. „Dies zeigt aber auch, dass die Impfquoten bei diesen Risikopatienten eher niedrig sind und noch verbessert werden können“, erklärt Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, der Leiter des Zi-Versorgungsatlas.

Dr. Jan Bauer und Prof. Dr. David A. Groneberg haben mit einer innovativen Methode den Zugang zu gynäkologischen Praxen untersucht. Das Verfahren der „integrated floating catchment area“ orientiert sich nicht an den administrativen Grenzen von Landkreisen oder Bundesländern, sondern ausschließlich an der Entfernung. Die Forscher simulierten dazu die Anfahrtszeit mit dem Auto zur nächstgelegenen Praxis.

Die Analysen zeigen, dass 99,9% Prozent der Frauen die ihrem Wohnsitz nächstgelegene gynäkologische Praxis innerhalb von einer Stunde erreichen können. Die Untersuchung belegt gleichwohl ein klares Stadt-Land-Gefälle sowie deutliche Unterschiede in Großstädten. „Die Methode der beiden Autoren hat Entwicklungspotenzial für die Versorgungsforschung und kann die Bedarfsplanung zukünftig unterstützen“, erklärt Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum.

Der Wissenschaftspreis „Regionale Versorgungsforschung“ ist mit 5.000 Euro dotiert. Er wird seit 2012 an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für hervorragende Arbeiten aus allen Bereichen der Versorgungsforschung verliehen, die regionale Unterschiede in der Gesundheitsversorgung thematisieren. Neben Originalarbeiten werden auch veröffentlichte Publikationen akzeptiert. Diplom- oder Masterarbeiten sowie Dissertationen sind ebenfalls willkommen, wenn diese den Anforderungen des Versorgungsatlas entsprechen. Auch Arbeiten in englischer Sprache werden angenommen.

Die ausgezeichneten Arbeiten. Luque Ramos, A, Hoffmann F, Callhoff J, Zink A, Albrecht K. Influenza and pneumococcal vaccination in patients with rheumatoid arthritis in comparison with age- and sex-matched controls: results of a claims data analysis. Rheumatology International 2016; 36 (9): 1255-1263. DOI: 10.1007/s00296-016-3516-1. - Bauer J, Groneberg DA. Measuring Spatial Accessibility of Health Care Providers – Introduction of a Variable Distance Decay Function within the Floating Catchment Area (FCA) Method. PLoS One 2016; 11(7): e0159148. DOI: 10.1371/journal.pone.0159148.

Der Versorgungsatlas www.versorgungsatlas.de ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Es ist eine öffentliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt  sind regionale Unterschiede in der Versorgung. Die Analysen sollen Anhaltspunkte liefern, wie die Versorgung verbessert werden kann. Die Studien der Wissenschaftler des Versorgungsatlas basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Die Plattform steht auch anderen Forschergruppen für Publikationen zur Verfügung.

  Die Ausschreibung Wissenschaftspreis "Regionalisierte Versorgungsforschung" 2017 zum Download

  Die Pressemitteilung zum Download      

Pressekontakt

Daniel Wosnitzka

Leiter Presse und Öffentlichkeitsarbeit 
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